Mit der Eastern Dream von Russland über das Japanische Meer nach Süd Korea

Der Abschied von unserem Hotelbunker in Vladivostock fällt uns allen leicht. Da anscheinend etwas mit unserer Buchung nicht korrekt gewesen ist, haben wir anstatt einem vierer-Zimmer ein normales Doppelzimmer mit einem Zustellbett bekommen. Wir haben die Liege einfach zwischen die beiden Betten gelegt und dann den uns zur Verfügung stehenden Platz auf vier Personen aufgeteilt – auf jeden Fall haben wir alle recht gut geschlafen.

Das "weisse" Gebäude ist unser Hotel

Das “weisse” Gebäude ist unser Hotel


Vom Hotel müssen wir nicht weit bis zum Hafengebäude laufen, von wo uns die Eastern Dream über das Japanische Meer nach Süd Korea bringen soll. Der Fähranleger befindet sich direkt beim Bahnhof und so finden wir den Weg ohne Probleme. Doch bereits auf der Fussgängerbrücke vom Bahnhofvorplatz zum Hafengebäude ist es soweit und unsere Kinder werden von diversen asiatischen Touristen um ein gemeinsames Foto angefragt.

Nachdem wir uns unser Schiff von aussen angeschaut haben und beobachten konnten wie die letzten Waren auf das Schiff verladen werden. Gehen wir in die Abfertigungshalle. Dort werden wir bei der Bezahlung der Hafengebühren plötzlich von einem ca. 35 jährigen Mann auf schweizerdeutsch angesprochen. Es handelt sich dabei um Mike aus Thun, der seit April 2015 mit seinem KTM-Motorrad unterwegs ist. Er ist von der Schweiz südlich von Russland durch diverse -stan Staaten gefahren und anschliessend nach Russland eingereist wo er bis hinauf zur Magellan-Strasse gefahren ist. Nun musste er drei Wochen in Vladivostock auf sein Motorrad warten, das er per Schiff von der Magelanstrasse heruntertransportieren liess und kann nun endlich weiter nach Süd-Korea. Von dort wird er dann mit dem Flugzeug weiter in die USA, per Motorrad quer durch die Staaten und dann zurück in die Schweiz reisen. Es ist total spannend für mich mit ihm über all seine durchwegs positiven Erlebnisse zu reden, die er mit Menschen aus Gegenden erlebt hat, die uns in der Schweiz von unseren Medien fast durchwegs nur negativ vermittelt werden.

Unsere Fähre nach Süd Korea - die Eastern Dream

Unsere Fähre nach Süd Korea – die Eastern Dream

Um 12:30 beginnt das Check-In. Wir laufen mit unserem Gepäck durch den ersten Metalldetektor. Dann geht es durch lange, verwinkelte Gänge und viele Treppen hinunter zur russischen Passkontrolle. Auch unsere Kinder müssen sich einzeln der genauen Ausreiseprozedur durch die russischen Grenzbeamtin unterziehen. Aber sie machen es beide tip top. Und so geht auch die Ausreise aus Russland ohne Probleme von sich und schon bald stehen wir vor unserer Fähre der Eastern Dream und….
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…werden bereits auf dem Pier von der Schiffs-Mannschaft mit freudigem Lachen begrüsst. Der Unterschied ist riesig. Links steht eine russische Beamtin, die keine Miene verzieht und rechts die lachenden Schiffsmitarbeiter, die unsere Kinder und uns mit einem lauten Welcome begrüssen. Als wir unseren Fotoapparat auspacken um uns zu photografieren wenn wir auf das Schiff laufen, stellen sich die Süd-Koreaner lachend ins Bild – die russische Beamtin aber weisst uns ziemlich unfreundlich darauf hin, dass hier photografieren nicht erlaubt sei – worauf sich die Schiffs-Mannschaft bei uns entschuldigt.

Auf dem Schiff beziehen wir unser Tatami-Zimmer. Die Kinder sind sofort davon begeistert und lernen schnell, dass sie die Schuhe ausziehen müssen bevor sie die Tatamimatte betreten. Voller Freude bereiten die beiden sofort ihre Betten und machen sich sofort ans Spielen.

Zur Abfahrt um 14:00 sind wir natürlich alle ganz oben auf dem Schiff und beobachten gemeinsam wie unser Schiff ablegt und der Hafen von Vladivostock mit seinen riesigen Brücken und den vielen Schiffen der russischen Marine langsam verschwindet, wird unser Schiff von hunderten von grossen Möven hinaus auf das offene Meer begleitet.

Man sieht das die Motoren laufen...

Man sieht das die Motoren laufen…


Russisches Kriegsschiff vor der riesigen Hängebrücke im Haven von Vladivostock

Russisches Kriegsschiff vor der riesigen Hängebrücke im Haven von Vladivostock


Langsam lassen wir Vladivostock hinter uns

Langsam lassen wir Vladivostock hinter uns


Und fahren hinaus auf das Japanische Meer

Und fahren an den mächtigen Hafenanlagen vorbei, hinaus auf das Japanische Meer

Später halten wir uns vor allem in unserer gemütlichen Kabine auf und spielen mit den Kindern, studieren unserer Reiseführer von Süd-Korea, lernen wie man sich auf Koreanisch begrüsst “an jong he se o” und wie man sich bedankt “am saham ni da”.
Da wir keinen Proviant eingekauft haben entschliessen wir uns zum Buffet zu gehen. Diese kostet 10’000 Wong (ca. 8.- Sfr.) pro Person. Da wir uns an die Prreise von Russland gewöhnt haben erachten wir das im ersten Moment als sehr teuer, doch nach etwas überlegen müssen wir sagen, dass dieser Preis für ein Buffet doch sehr preiswert ist.
Schon beim Eingang zum Esssaal werden wir von dem Schiffsrestaurantmitarbeiter mit einem High Five und einem breiten Lachen auf dem Gesicht begrüsst. Das Büffet ist ca. 10 Meter lang und bietet neben Reis, Gemüse, Fisch, Fleisch, Salat, diversen Fleischbällchen, scharfer Suppe auch noch Wasser, Fruchtsaft und Lychies. Einige Speisen sind nicht nur für unsere Kinder zu scharf. Aber jeder von uns findet etwas das schmeckt und wir bekommen einen guten Eindruck in die Essgewohnheiten der Süd-Koreaner.

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Unser Überfahrt von Russland nach Süd-Korea verläuft sehr ruhig. Das Wetter ist einfach nur schön und das Meer fast so flach wie ein Spiegel. Und schon bald können wir die Küstenlinie von Süd Korea am Horizont erkennen.
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Süd-Korea macht auf den ersten Blick einen sehr industriellen Eindruck auf uns. Überall an der Küste stehen riesige Fabriken und schlanke Hochhäuser erheben sich nicht nur in den Städten sondern auch bis hoch auf die bewaldeten Berge hinauf.

Schon der erste Blick auf die Hafenanlagen macht auf uns einen modernen, organisierten Eindruck. Alle Gebäude sind in einem sehr guten Zustand und es sind keine zerfallenen, alten Gebäudeskelette zu sehen wie das in Russland der Fall ist. Auch sehen wir keine Abgase aus den vielen, grossen Schornsteinen der Fabrikanlagen aufsteigen. Auch die Hafenanlagen sind sauber und die Strassen scheinen vom Schiff aus ohne Schlaglöcher zu sein.
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Unser Liegeplatz im Hafen von Donghae

Unser Liegeplatz im Hafen von Donghae

Auch die Einreise nach Süd-Korea ist problemlos. Unsere Kinder werden sogar von einem Zollbeamten mit einem High-Five nach ihrem Gang durch den Metalldedektor begrüsst.
Die Kontrolle beinhalten neben der Aufnahme der Fingerabdrücke und einem Foto auch eine Überprüfung unserer Körpertemperatur mittels Wärmebildkamera. Die Beamten und Beamtinnen sind sehr freundlich und alles geht sehr schnell über die Bühne und wir bekommen ohne Probleme ein Visum welches drei Monate gültig ist.

Nachdem wir durch die letzte Schiebetür der Einwanderungs-Behörde gelaufen sind kommt es mir so vor, als ob sich die vielen koreanischen Schriftzeichen alle auf uns stürzen. Es gibt zwar viele Übersichtspläne in Form von Plakaten oder Faltblättern aber wir können einfach absolut nichts erkennen, da alles mit koreanischen Zeichen beschrieben ist. Zum Glück sind die Batterien in unseren Smartphones geladen, denn mit der MapsMe App können wir wenigstens feststellen wo wir uns befinden und wohin wir laufen müssen um zum nächsten Bahnhof zu kommen.
So laufen wir bei angenehmen 20 Grad aus dem Hafengelände hinein nach Donghae. Die Strassen sind gut aber eng. Der Verkehr erscheint ruhig und die Autos halten für uns vor den Fussgängerstreifen. Die Häuser sind klein, haben meist einen Garten und keine Zäune. Es ist erstaunlich wie nah am Troitoir man seine Zwiebeln oder den Chinakohl pflanzen kann. Fast in jedem Garten können wir lange Pfefferschotenpflanzen sehen. Anscheinend stimmt das also mit der Liebe der Koreaner zum scharfen Essen.
Und wir sehen auch schon die ersten Khakibäume. Wir scheinen gerade in der Erntezeit hier zu sein, denn die Früchte an den Bäumen haben bereits eine wunderschön knallige orange Farbe. Gerade als ich ein Foto von so einem schönen Khakibaum mache, fährt eine Koranerin auf ihrem Roller an uns vorbei. An ihrem Gesichtsausdruck kann ich gut erkenne, dass sie sich nun gerade fragt wieso jemand auf die Idee kommt von einem Khakibaum ein Foto zu machen.

Wir entdecken unseren ersten Khakibaum

Wir entdecken unseren ersten Khakibaum


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Bei all diesen koreanischen Schriftzeichen verstehen wir nur noch "Bahnhof"...;-)

Bei all diesen koreanischen Schriftzeichen verstehen wir nur noch “Bahnhof”…;-)

Beim Bahnhof von Donghae handelt es sich um ein kleines, gepflegtes und sehr sauberes Gebäude. Im hellen Schalterraum, der auch als Wartesaal dient sitzen etwa ein Dutzend Koreaner und warten auf einen Zug. Der Ausgang zu den Perons ist mit einem Band gesperrt. Da wir zwar die Adresse von unserem Hotel in lateinischer Schrift kennen, es aber keine Karten gibt in welchen die Ortschaften mit diesen Zeichen beschrieben sind, können wir erst mit der MapsMe App herausfinden wohin wir fahren müssen. Wenigstens werden die Zielorte der Züge sowohl in koreanischer Schrift wie auch in lateinischer Schrift auf grossen Tafeln angezeigt. Nur wissen wir einfach nicht wo sich diese Ortschaften befinden…
An einem Schalter finden wir einen sehr freundlichen Beamten, der nicht nur hilfsbereit ist sondern erst noch ein wenig Englisch spricht. Es dauert zwar etwa 10 Minuten, doch dann halten wir unsere ersten Süd-Koreanischen Bahn-Billette in den Händen. Diese Billette gelten genau für einen Zug und beinhalten auch gerade die Sitzplatzreservation. Man findet auf dem Billet die Zugnummer, die Wagen- und die Sitznummer. Und damit gar nichs schief gehen kann, bringt uns der Beamte auch gleich zur richtigen Zeit auf den richtigen Perron und dort an die richtige Stelle, damit wir in den richtigen Zug resp. richtigen Wagen einsteigen können.
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Unser Zugbillet von Donghae nach Jeong Dong Jin

Unser Zugbillet von Donghae nach Jeong Dong Jin



Geschafft, hier kommt unser Zug

Geschafft, hier kommt unser Zug


Die Zugfahrt verläuft ohne Probleme. Wir fahren etwa eine halbe Stunde der Küste entlang in den Norden. Die letzten Kilometer führen uns zuerst durch ein hügeliges Hinterland, dass dicht bewaldet ist. Immer wieder sehen wir Häuser oder Hotels, die irgendwo im niergendwo stehen und dann fahren wir wieder durch grosse, kompakt gebaute Städt mit riesigen Hochhäusern.
Unser Zielbahnhof befindet sich direkt an einem herrlichen Sandstrand mit einer starken Brandung und als wir zum Zug aussteigen sticht uns als erstes ein Hotel in die Augen, dass auf einem Felsen am Meerufer gebaut ist. Es besitzt die Form eines Kreuzfahrtschiffes und sieht wirklich auch so aus.
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Mit Hilfe von MapsMe finden wir unser Hotel sehr schnell und beziehen ein kleines aber sehr helles Zimmer mit einer bombastischen Aussicht und wenn wir die Fenster öffnen hören wir die kräftige Brandung des nahen Strandes.
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3 Kommentare zu “Mit der Eastern Dream von Russland über das Japanische Meer nach Süd Korea

  1. G. und W. Seltmann

    Hallo Weltenbummler! Enorm – weiterhin immer gut “in Form” wünschen euch allen, mit lieben Grüssen eure ANTIKEN.

  2. Roland

    Vielleicht haben sich die Koreaner Von Schettino beim Bau des Schiffhotel inspiriren lassen. Viel spass beim Baden und Wellenreiten. Hier wird es langsam kuehl.
    Die Toesstaler

  3. Pascal

    Hallo Gert, ohne Geodaten wärt ihr ziemlich aufgeschmissen. Das muss hier einfach mal gesagt sein. ? Ihr schlagt euch jedenfalls gut durch und erlebt lauter spannende Sachen. Habt weiterhin eine gute Zeit und genießt das “in den Tag leben”. Viele Grüsse, Pascal

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