Im Menschenstau um den Giant Buddha in Leshan

Die Distanzen in China sind einfach enorm und darum befindet sich eine der Hauptattraktionen von Chengdu, der 71 m hohe, aus dem Fels gehauene sitzende Buddha im über 150 km entfernten Leshan. Und das bedeutet, dass wir immer wieder früh aufstehen müssen wenn wir etwas anschauen wollen, denn sonst kommen wir nicht mehr am gleichen Tag zurück. Heut morgen lohnt sich aber das frühe Aufstehen, denn wir sehen in der Dunkelheit des Morgen einen Stern am Himmel – das bedeutet, dass es heute vielleicht nicht regnet.

Es ist erstaunlich wie viele Leute bereits um diese Zeit am Bahnhof sind. So müssen wir uns sogar für die diversen Sicherheitskontrollen in lange Schlangen stellen. Aber irgendwann haben wir auch das hinter uns gebracht und wir sitzen in einem weiteren Hochgeschwindigkeitszug und rasen mit über 200 km/h durch Chengdu in Richtung Süden. Auf dieser Fahrt nach Leshan scheint sogar über längere Zeit die Sonne! Wir freuen uns bereits auf einen wunderschönen, sonnigen Tag (es wäe unser erster in China), aber da haben wir uns definitiv zu früh gefreut. Bereits wenige Kilomter vor Leshan verzieht sich die Sonne bereits wieder hinter eine Nebel- und Wolkendecke. Aber trotzdem geniessen wir die Fahrt durch die hügelige Landschaft mit ihren kleinen Bauernhöfen, den Reisfeldern und den Teeplantagen und den grossen, dichten, dunkelgrünen Wälder an den Berghängen.
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Die Putzequipen sind von früh bis spät unterwegs und halten die Bahnhöfe sehr sauber

Die Putzequipen sind von früh bis spät unterwegs und halten die Bahnhöfe sehr sauber


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Je weiter wir uns von Chengdu entfernen umso ländlicher wird es

Je weiter wir uns von Chengdu entfernen umso ländlicher wird es


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Kurz vor Leshan holt uns der Nebel wieder ein

Kurz vor Leshan holt uns der Nebel wieder ein

Leshan hat zwar nur knapp eine halbe Million Einwohner, aber schon die Strassen beim neuen Bahnhof sind 8- Spurig. Die Fahrt mit dem Bus vom Bahnhof ins Zentrum von Leshan dauert eine drei viertel Stunde. Wir steigen am Fluss aus und laufen durch die Strassen hinunter zum kleinen Hafen wo die Touristenschiffe zum Giant Buddha abfahren. Auf den Strassen von Leshan herrscht ein buntes Treiben. Der Verkehr ist sehr chaotisch, überall fahren Velorikschas mit unwahrscheinlich vielen Waren darauf. Aus den kleinen Geschäften hören wir laute Stimmen oder riechen die vielen Gerichte die hier zubereitet werden. Wir kaufen eine Art Panetone für die Kinder und setzen uns in eine kleine Dumplinggarage in einer sehr interessanten Marktgasse wo Hühner und Enten direkt geschlachtet werden, Fisch und Fleisch angeboten wird und wir sogar Frösche entdecken, die in einer Stiroporkiste auf ihr nahes Ende warten – resp. hoffen.
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In Leshan kann man sich auf der Strasse den Blutdruck messen lassen

In Leshan kann man sich auf der Strasse den Blutdruck messen lassen


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Auf dem Markt gibt es Früchte

Auf dem Markt gibt es Früchte


Und natürlich darf Chili nicht fehlen

Und natürlich darf Chili nicht fehlen


In der Fischabteilung werden auch Frösche angeboten

In der Fischabteilung werden auch Frösche angeboten


Auch die Fleischabteilung ist sauber und reichhaltig

Auch die Fleischabteilung ist sauber und reichhaltig


Frischer können Poulet gar nicht sein

Frischer können Poulet gar nicht sein


Hier kann man aus der Wohnung direkt auf den Markt

Hier kann man aus der Wohnung direkt auf den Markt

Bevor wir eines der kleinen, verrosteten Ausflugsboote besteigen können müssen wir für jeden von uns ein Ticket für 70 Yuan (11.50 Sfr) kaufen. Auf dem Kahn werden wir aufgefordert eine Schwimmweste anzuziehen, was unser Vertrauen in diesen Kahn nicht wesentlich steigert. Nachdem wir abgelegt haben, fahren wir mit grosser Geschwindigkeit die ca. 500 Meter den Fluss hinunter zum Giant Buddha. Wir schiessen mit dem Boot am 71 m hohen Buddha vorbei, wenden und dann tuckern wir gegen die starke Strömung wieder hinauf. Auf Höhe des sitzenden Buddha verweilt das Schiff ca. 15 Minuten und wir haben genug Zeit unsere Speicherkarten mit Bildern des majestetischen, in den roten Fels gehauenen, sitzenden Buddha zu füllem. Auch der eindrückliche, in den senkrechten Fels gehauenen Weg, auf welchem sich hunderte von Chinesen befinden um vom Kopf des Buddha zu seinen Füssen und wieder zurück zu laufen ist eindrücklich anzuschauen.

Schwimmwesten sind auf diesen Schiffen Pflicht - man fragt sich wieso...

Schwimmwesten sind auf diesen Schiffen Pflicht – man fragt sich wieso…



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Ob auf den Schiffen oder zu Fuss, der Giant Buddha von Leshan ist ein beliebtes Ausflugziel - vor allem am Sonntag

Ob auf den Schiffen oder zu Fuss, der Giant Buddha von Leshan ist ein beliebtes Ausflugziel – vor allem am Sonntag

Da auch wir den sitzenden Buddha aus der Nähe betrachten wollen und es keine Fähre über den Fluss gibt, müssen wir vom Pier wieder ein paar Strassen durch die Stadt laufen – zum Glück, denn dort finden wir ein feines Dim Sum Restaurant – und in einen Bus einsteigen. Mit dem Bus fahren wir in ca. 20 Minuten zum anderen Flussufer. Hier müssen wir noch einmal 90 Yuan (15.- Sfr) pro Person hinblättern und dann dürfen wir durch einen tropischen Wald auf rutschigen Steinwegen entlang an wunderschönem, roten Felsen hinauf zum Tempel beim Kopf des Giant Buddha hinauflaufen. Alle paar Meter können wir diverse Buddhas entdecken, die in den Fels gehauen wurden. Es gibt auch Drachen und Tiger die uns auf unserem Weg hinauf zum Tempel begleiten. Wir laufen zusammen mit vielen Chinesen auf diesem Weg und wundern uns, dass soviele Chinesen diese hohen Eintrittspreise bezahlen. Aber dachten wir auf dem Weg hinauf zum Buddha es habe hier viele Menschen, so denken wir beim Anblick der wartenden Menschen, die den steilen Weg hinunter zum Fusse des Giant Buddha auf sich nehmen wollen nur noch, dass wir doch nicht an einem Sonntag diesen Ausflug hätten machen sollen. Aber was solls, wir sind in den Ferien und wollen ja wissen wir die Chinesen so leben und das gehört anscheinend dazu. Wir schauen uns kurz den grossen, chinesischen Tempel an, der sich hier oben befindet und stellen uns danach ebenfalls in die Reihe der Wartenden um auf dem steilen Weg hintunter zum Fusse des Buddha’s laufen zu können. Etwa eine halbe Stunde müssen wir in der Schlange warteen, bis wir den Startpunkt des Weges erreichen. Von hier geht es dann im Schritttempo in einer nicht endenden Menschenschlange die 71 Meter steil hinunter zu den Füssen des Buddha. Der Weg ist in die senkrechten Wände gehauen und wir haben eindrückliche Tiefblicke hinunter auf die kleinen Menschen welche sich bereits bei den Füssen des Buddha befinden und hinüber zum sitzenden Buddha. Es macht uns grossen Spass inmitten von tausenden von Chinesischen Touristen den grossen Buddha auf diesem steilen Weg zu betrachten. Wir haben das Gefühl als liege ein Lächeln auf dem Gesicht des Buddha und fragen uns ob dies von den Erstellern so gewollt war oder ob es der Buddha selber ist, der uns kleinen Würmer auf unserem beschwerlichen Weg zulächelt….

Der Eingang zum Giant Buddha von Leshan

Der Eingang zum Giant Buddha von Leshan


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Im Nachhinein fragen wir uns ob er so lächelt weil er weiss was uns noch bevor steht

Im Nachhinein fragen wir uns ob er so lächelt weil er weiss was uns noch bevor steht


In diese Schlange müssen wir uns stellen um den Buddha umlaufen zu können

In diese Schlange müssen wir uns stellen um den Buddha umlaufen zu können


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Apropos beschwerlich: Zuerst sind wir noch richtig Stolz auf uns, dass wir vom Buddha den richtigen Bus erwischen und damit für 1 Yuan (0.20 Sfr) pro Person fast eine Stunde quer durch die Stadt zum Bahnhof fahren können. Dort stürzen sich sofort ein paar Chinesen auf uns und rufen Bus Chengdu, Bus Chengdu. Wir aber wollen mit dem Zug fahren und stellen uns in die Schlange vor dem Billettschalter. Beim Schalter angekommen teilt man uns mit, dass es nur noch Billette für den letzten Zug habe und der fährt zwischen 21:00 und 22:00. Das passt uns gar nicht, also machen wir uns auf die Suche nach einem Bus, der uns zum Bus-Terminal bringt. In einem wartenden Bus fragen wir den Chauffeur ob er zum Busterminal fährt. Er schüttelt den Kopf und zeigt auf einen anderen, wartenden Bus. Ok, wir laufen zu diesem und fragen diesen Chauffeur. Dieser schüttelt mit dem Kopf und zeigt auf einem anderen, wartenden Bus – und zwar auf den von welchem wir gerade gekommen sind. Also laufen wir wieder zurück und fragen den Chauffeur noch einmal. Dieses Mal schaut er auch auf die Karte die wir ihm schon beim letzten Mal gezeigt haben aber diesmal nickt er mit dem Kopf. Diese Fahrt zum Bus-Terminal dauert fast eine Stunde und führt uns noch einmal durch die ganze Stadt. Am Bus Bahnhof haben wir Glück, denn wir erwischen noch Plätze für einen Bus nach Chengdu, der in den nächsten 30 Minuten abfährt.

In diesem bequemen Bus fahren wir in nur gerade 2 Stunden zurück nach Chengdu. Wir hätten nie gedacht, dass wir mit dem Bus so schnell sind, denn der Hochgeschwindigkeitszug hat für die gleiche Strecke etwas mehr als eine Stunde gegraucht, hat aber diverse Stops gemacht. Mit dem Bus hingegen, sind wir fast nur auf der Autobahn unterwegs und der Bus scheint richtig über die Fahrbahn zu schweben. Wir werden zwar von ein paar Autos überholt, aber ansonsten sind wir die schnellsten. Die Fahrzeuge die wir überholen flitzen an beiden Seiten von uns nur so vorbei, denn anscheinend kommt es in China nicht darauf an wo man überholt. Einen Lastwagen überholen wir links, während ein anderer Bus, welchen wir ebenfalls überholen zur gleichen Zeit rechts am selben Lastwagen vorbei fährt.
Auch in den Strassen von Chengdu sind wir nicht wesentlich langsamer unterwegs und schon bald halten wir in der Nähe des Stadtzentrums. Wir sind sehr froh aus dem Bus aussteigen und mit der Metro zurück zu unserem gemütlichen Guesthouse fahren zu können, wo wir nach einem feinen Nachtessen müde in unsere Betten fallen.

Ein Kommentar zu “Im Menschenstau um den Giant Buddha in Leshan

  1. Roland

    Hallo Zusammen
    Wie immer sehr spannend, China ein Welt fuer sich. Wie es scheint seit ihr nach wie vor voller tatendrang und noch nicht muede neues zu entdecken. In einem Land welches zumindest anhand der Bilder wohl nicht gegensaetzlicher sein koennte. Zum einen Top modern und ueberdimensioniert und zum anderen fest verwurzelt in Allen traditionen.
    Wir wuenschen euch weiterhin spannende Abenteuer welche wir sehr gerne Lesen.
    Gruss aus dem Toesstal

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